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Australienreise Teil 5

Darwin / Kakadu National Park

Inhalt:

1. Ankunft in Darwin | Das Hostel
2. Darwin an sich und ich
3. Philosophie und Arbeit
4. Kakadu und Unfall
5. Aktuelles
Sonnenuntergang

1. Ankunft in Darwin (Eintrag vom 21. Oktober 2004)
Ich bin ja jetzt schon seit ein paar Tagen in Darwin. Hier ist das Wetter tropisch warm (also 35°C und verdammt schwül - und wenn ich verdammt sage, dann mein ich das auch!) und man hat so einen Dauerschwitzen den ganzen Tag überPlakette zum Kreig (es sei denn, man geht in irgendein Gebäude, dann friert man erstmal ein bisschen). Ich bin am Freitagmittag mit dem Bus aus Alice Springs angekommen und in die Jugendherberge eingezogen (die hier erstaunlicherwiese genauso billig ist, wie andere Hostels, normalerweise sind die etwa 5 A$ teurer). Hier hat am 1.10. die Regenzeit offiziell angefangen, also kann es ab jetzt jederzeit regnen, deshalb sind die Hostels auch so billig (17$). Allerdings bin ich vor ein paar Tagen umgezogen, in ein anderes Hostel. Das hat erst vor drei Monaten aufgemacht, richtig geiler Neubau mit drei Pools und großen sauberen Zimmern und halt richtig modern und so. Die haben sogar jemanden, der nachts die Stühle auf dem Sonnendeck wieder herrichtet und die Küche aufräumt und sauber macht (das ist nicht in jedem Hostel so!). Und das für 17 A$ ist ein Spottpreis. Angeblich soll man sich als Bewohner auch beteiligen können am Küchendienst. Da muss man dann von nachts um drei bis morgens um sieben die Küche aufräumen (ziemlicher Saustall, wenn alle fertig sind) und bekommt dafür dann ganze vier Nächte umsonst! Das ist ein ziemlich guter Stundenlohn. Muss ich mir mal überlegen, ob ich das mache, wenn ich noch ein paar Tage hier bleibe. Aber dazu später mehr. Wenn es interessiert, das Hostel heißt Melaleuca on Mitchel. Dorthin bin ich umgezogen, weil ich Timo und Janelle aus Mildura zufällig in der Stadt getroffen habe (schreien die einfach vom "Leisuredeck" auf die Straße herunter, da muss man erstmal drauf kommen, den Schreienden hoch über einem zu suchen und hoch zu gucken...), die beide wohnen dort nämlich. Ich habe mir dann abends mal Zugang erschlichen (kommt man eigentlich ohne Chipkarte nicht rein) und habe die beiden dort besucht. Bin dann erstmal vom Luxus dort umgefallen und bin dann nach meinen bezahlten Nächten im YHA direkt mal umgezogen.
2. Darwin an sich und ich (Eintrag vom 21. Oktober)
Bucht bei EbbeDarwin liegt zwar am Meer, hat aber nicht wirklich Strand in der City. Stattdessen kleinere Felsbuchten (bei Flut) oder viel, viel Watt (bei Ebbe), der Gezeitenunterschied beträgt hier nämlich satte acht Meter! Ansonsten gibts direkt am Wasser einen schönen ("Bicentennial-") Park durch den man laufen kann und wo man sich im Schatten etwas ausruhen kann (was eigentlich immer notwendig ist). Darwin hat sonst eigentlich nicht viel zu bieten und ist als Siedlung auch erst etwa 1870 gegründet worden (als erster Telegrafenposten für das Überseekabel nach Bali, also für Nachrichten aus/nach Australien, damals). Berühmt wurde es erst, als die Japaner 1942 angriffen und die ganze Stadt nahezu komplett zerlegten. Deshalb stehen hier an jeder Straßenecke und im Park überall Denkmäler, die an die Helden der Verteidigung erinnern und beschreiben, wie der Krieg damals hier ablief.
Nach dem Krieg wurde Darwin dann wieder aufgebaut und hatte bis 1978 immerhin 45.000 Einwohner. Am Weihnachtstage 1978 kam dann Hurricane Tracy, der die Stadt zum zweiten Mal komplett zerlegte und es hat fünf Jahre gedauert, bis mit dem Wiederaufbau begonnen wurde. Zwischendurch hatte man schon überlegt, ob es sich überhaupt lohne, bzw. ob man Darwin nicht etwas weiter südlich wieder aufbauen könnte, dort wo das heutige Palmerston liegt. Das "Art Gallery and Museum of the Northern Territory" (zu finden zehn Geh-Minuten hinter Mindil Beach ebenfalls am Strand) informiert besonders interessant u.a. über die Aborigine-Malerei und es gibt auch eine Sonderabteilung, die sich nur Hurricane Tracy widmet (sehr beeindruckend). Nebenbei gibt's dort auch "Sweety" zu bewundern, das mit fünf Metern größte jemals erlegte Salzwasserkrokodil und vieles mehr - und das alles kostenlos, ein Besuch lohnt also auf jeden Fall!
Heute ist Darwin 80.000 Leute groß und sehr neu. Das meiste in der Stadt wurde in den letzten zehn Jahren gebaut. Also alles sehr schön mit viel Dächern gegen Sonne (im Winter) und Regen (im Sommer). Jetzt, wo die wet season angefangen hat, regnet es etwa zwei mal am Tag mittags für ein paar Minuten heftig und danach ist wieder gut (bloß noch schwüler). Soll aber wohl noch viel schlimmer werden. Bin die letzten Tage ein paar mal vom Regen überrascht worden (jetzt ist aber wieder trockner), aber man trocknet ja auch schnell wieder hier.
Kunst am StrandHabe mir den nicht wirklich beeindruckenden Hafen und die Wharf angeguckt und bin zum Mindil Beach, dem nächsten Strand gelaufen (25 Minuten). Dort findet während der wet season am Abend eine Art Flohmarkt statt ("Mindil Beach Markets"), wo man vor allem gut asiatisch essen und einkaufen kann. Mit dem Baden ist hier allerdings nicht viel (von Oktober bis Juni streng verboten), weil dann Box Jelly Fishes (Würfelquallen) rumschwimmen, so ne besonders fiese Sorte Quallen, die bei Berührung töten kann. Von Juni bis September gibts diese Quallen weit weniger, aber ungefährlich ist es dann auch nicht, aber immerhin erlaubt. Dafür gibts das ganze Jahr über Salties, also Salzwasserkrokodile und überall, an den Stränden stehen Schilder, die darauf hinweisen, dass, wenn man jemanden laut "Saltie!" schreien höre, man doch besser um sein Leben laufen solle, bevor man nachfrage (Krokos sind verdammt schnell). Also alles sehr nett hier. Zum Schwimmen bleibt man also dann doch lieber im Pool.
Sonst hab ich hier in Darwin schon massenhaft Leute getroffen. Am Freitag hab ich Julia und Berit aus Mildura getroffen (sehr erschreckend, wenn man im Internetcafé sitzt und plötzlich vor einem an die Scheibe geklopft wird...), bin abends mit denen für lau ins Kino gegangen, haben uns einfach an der Kasse vorbei gemogelt und dann ging das. Haben "The Notebook" angesehen, sehr rührselige Romanze, aber nicht soo schlecht. Die beiden sind Samstagmorgen WWOOFen gefahren und am Sonntagmorgen hab ich dann Timo und Janelle auch aus Mildura getroffen (siehe oben). Mit denen hab ich dann gestern Abend Karten gespielt und werde mich gleich mit denen im Pool vergnügen. Und vorhin ist mir mitten in der Stadt Franziska (ebenfalls aus Mildura) über den Weg gelaufen. Da laufe ich nichts ahnend durch Darwin und höre auf einmal ein erstauntes Moritz?? hinter mir. Franzi war etwa 2 Wochen vor mir aus Mildura weggefahren. Man sieht, Australien ist nicht wirklich groß. Zumindest die Orte, wo man sich treffen könnte nicht. Einschließlich Michael im Zug nach Alice habe ich dann jetzt schon 6 Leute aus Mildura getroffen (plus, wenn man will, Daniel und Raik mit denen ich ja bis Adelaide gereist bin). Echt krass, wie klein Australien ist.
3. Philosophie und Arbeit (Eintrag immer noch vom 21. Oktober 2004...)
am StrandIn einer Woche sind die drei Monate voll und bis jetzt bin ich zum Glück von den "Downs", die so eine Reise mit sich bringen soll, verschont geblieben. Wenn man sich erstmal dran gewöhnt hat, dass jeder neuer Mensch den man hier kennenlernt gleichzeitig einen verlorenen Menschen bedeutet. Irgendwo habe ich mal gelesen "every new face is a lost face while you're backpacking". Ständig trifft man neue Leute (oder ab und an auch welche, die man schon kennt...) und muss gleichzeitig andere wieder hinter sich lassen, von denen man weiß, dass man sie wohl nicht wieder sehen wird (es sei denn durch Zufall). Aber auch daran gewöhnt man sich mit der Zeit, auch wenns immer wieder blöd ist. Gesehen habe ich aber halt noch nicht so viel von Australien, wenn man sich mal anguckt, wieviel ich wirklich vom Land gesehen habe. Deshalb bin ich momentan hier am nach Arbeit gucken, damit ich hier nochmal drei Wochen oder so arbeiten kann, und danach dann für den Rest der Zeit reisen kann.
Das Problem allerdings ist Arbeit. Habe mich gestern auch mal in ein so ein Büro einer Arbeitsvermittlung getraut, aber das ist hier alles nicht so einfach (wer mich kennt, weiß, dass es besonders für mich nicht einfach ist) (Ich glaube, dass habe aber ich schonmal geschrieben). Außerdem habe ich keinen Bock, Mangos zu picken (wusstet ihr, dass Mangos "giftigen" Saft haben, der beim Ernten rauskommt, und die Haut verbrennen kann? Außerdem muss man da die ganze Zeit draussen herumlaufen, und da habe ich bei diesem Wetter keinen Bock drauf. Ich gucke also nach Mango Packing. Das beinhaltet alle möglichen Arbeiten, Parlament des NTvon Pappboxen falten, zu Mangos sortieren, Qualitätskontrolle machen, Sticker auf jede Mango kleben, Trays sortieren, Pallettenpacken, Maschinen sauber machen und Gabelstapler fahren. Aber der Vorteil: Das ganze ist mehrheitlich drinnen. Das Problem: Bevor die Mangos gepflückt sind, kann man sie natürlich nicht sortieren, also werden jetzt gerade hauptsächlich Picker gesucht, statt Packer. Packer werden jetzt nur die genommen, die ein eigenes Auto und Unterkunft haben. Erst wenn viele Mangos da sind, werden auch mehr Packer gebraucht, und dann erst werden die genommen, die Unterkunft und Transport brauchen. Als ich also in dem Vermittlungsbüro gefragt habe, bekam ich gesagt: "Ja klar, Mangos pflücken, packen, alles kein Problem, haben wir Jobs genug...Ja, Wie? Kein Auto? Ja, dann ist schlecht...", weil die Farmen halt alle arschweit draußen sind. Da die Mangoseason so richtig erst nächste Woche Donnerstag los geht (bei einer Saison von gerade mal sechs Wochen kann man das so genau sagen), soll man, wenn man kein Auto und keine Campingausrüstung hat, doch bitte so lange warten, und gucken, ob man dann noch was finden kann. Oder, man wird gebeten, doch mal kurz nach Katherine (4 einhalb Stunden mit dem Bus nach Süden/60 A$) zu kommen, sicher könnte man sonst nicht sagen, ob es Jobs gäbe, und selbst dann weiß man es nicht so genau. Ist ein bisschen wie Glückspiel (Timo und Janelle probieren das morgen aus). Ich werde jetzt morgen nochmal gucken, aber auf gut Gluck mit dem Bus in die Pampa fahren habe ich nicht so direkt Lust drauf. Dann suche ich mir lieber nen Lift oder ne Tour nach Perth (Süd-Westen) und gucke da.
Sollte ich mich entscheiden, weiter zu fahren, werde ich aber auf jeden Fall noch ne zwei- oder drei-Tages-Tour in den Kakadu National Park machen, kostet zwar Geld, aber dafür bin ich ja hier. :) Und so lange der Regen noch nicht so doll ist, kommt man da auch noch hin (danach sind die Straßen unpassierbar hier oben im Norden).

Übrigens ist mir letztens nach der Uluru-Tour aufgefallen, dass meine Haare inzwischen verdammt lang sind. Ist schon fast so ne 70er Jahre Langhaarfrisur. Ich bin noch am Überlegen, ob ich die restlichen drei Monate auch nicht zum Friseur gehe, oder doch...mal sehen.

Mein derzeitiger grober Reiseplan (der aber jederzeit umgeschmissen werden kann) sieht so aus, dass ich von hier die Westküste runter möchte bis nach Perth und dann von dort aus, entweder nach Sydney oder Cairns fliege um dann die Ostküste zu machen und nach Möglichkeit Silvester entweder in Bayron Bay (wo ich mich mit ein paar Leuten aus Mildura treffen würde) oder in Sydney zu sein, dass hängt davon ab, ob ich mir in Sydney 'ne Unterkunft organisieren kann. Hostelzimmer gibts für Silvester in Sydney nämlich schon seit September nicht mehr und die kosteten schon bis zu 40 A$ für ein 8-Bett Zimmer. Aber wir werden sehen, was daraus wird...
4. KNP und RDH [Kakadu National Park und Royal Darwin Hospital] (Eintrag vom 24. November 2004)
Tja, und jetzt wirds spannend: Jetzt kommt das Ereignis, dass meine Australienreise grundlegend aus dem Konzept bringen sollte.
Jumping CrocodileUnd das kam so: Eigentlich bin ich nach Darwin gekommen, um hier "in den Mangos" (wie man so schön sagt) zu arbeiten. War bloß leider nicht so einfach, wies hätte sein sollen. Ohne eigenes Auto ist die inkompetente Arbeitsvermittlung irgendwie nicht so recht in der Lage, dir Jobs zu vermitteln. Zumindest nicht ohne eine Woche Wartezeit. Also habe ich mir gedacht (nachdem ich mir das absolut sterbenslangweilige [glaub mir, ich bin schon 3 Wochen hier und guck mir das Kaff an] Darwin angesehen habe): "Du musst irgendwas tun, bis du vielleicht nen Jobs bekommst, also machst du erstmal ne Tour in den Kakadu National Park". Gesagt getan, ins Büro der nächsten Tourfirma gegangen (der Name ist übrigens Kakadu Dreams), Tour gebucht.
Am Dienstag, 26. Okt. gings dann los. Nachdem ich in der Nacht zuvor mit Shin und Susann (einem Japaner und einer Deutschen aus dem Hostel) noch bis fast 4 Uhr morgens Uno gespielt habe fand ich mich noch gerade so pünktlich, aber trotzdem als Letzter um 7 Uhr morgens (oder war es 6??) am Treffpunkt direkt neben dem Hostel ein. Zusammen mit einem jungen englischen Ehepaar, einem australischen Pärchen, einem alleinreisenden Engländer, 2 Japanern, dem Tourguide und mir (ich war mal wieder mit Abstand der Jüngste) gings dann erstmal zur Jumping Crocodile Cruise. Denn da es hier ja bekanntlich massenhaft fiese Krokos gibt, die nichts lieber tun, als Menschen fressen, guckt man sich die Dinger lieber organisiert an. Zum Beispiel von einem Boot, von welchem die dann mit Fleisch angelockt werden. Um noch etwas Show zu bieten, müssen die Biester schön hoch springen, um was zu beissen zu bekommen, was uns Touris die Chance gibt, tolle Fotos zu machen. War auch echt spektakulär und interessant. Danach gings dann weiter zu irgendeinem Berg, an den ich mich nicht mehr wirklich erinnern kann. Ich glaube, es war der Nourlangie Rock. Jedenfalls sind wir da drum rum gelaufen und haben die Felszeichnungen bestaunt. Nourlangie RockDementsprechend fertig waren wir danach und haben uns aufs Schwimmen gehen am Nachmittag gefreut. Denn das Wetter hier ist bekanntlich heiß (37°C) und extrem(!) schwül. Schwimmen gingen wir an einer Ferienanlage im Park, die neuerdings einen Pool neben dem Camping Platz hat, in den jeder der will kostenlos hineinspringen kann. Wirklich eine klasse Einrichtung, sollte es öfters geben. Es gibt nichts schöneres, als nach einem heißen Tag. an dem man sich todgeschwitzt hat, lange im Pool zu dümpeln.
Das war dann auch schon der erste Tag, am Abend gab es Känguruhfleischgulasch und ähnliches (was sogar ziemlich gut schmeckt) und danach verkroch man sich in die Zelte und schlief - wenn man konnte. Ich konnte nicht, da der Engländer, mit dem ich das Zelt teilte, und ich keine Ahnung vom Campen haben, haben wir das Zelt wohl sowas von falsch aufgebaut, dass die Lüftung nicht funktionierte. Das heißt, es war auch in der Nacht richtig schön heiß und stickig im Zelt und draußen liefen die Dingos ums Zelt rum und heulten am Lagerfeuer. Eine sehr fiese Nacht... Dementsprechend ausgeschlafen ging es dann am nächsten Morgen um 6 weiter auf der 4WD (Allrad) Piste zu den Jim Jim - und Twin Falls. In einem von beiden kann man schwimmen (soll man aber nicht), im anderen besser nicht (Krokodile).
große SchlangeWir sind also alles angucken gegangen, haben eine drei-Meter-Schlange auf dem Weg getroffen, sind schwimmen gegangen, ordentlich von den Schlaglöchern durchgeschüttelt worden und haben das Leben genossen. Um zu diesen Wasserfällen hin zu kommen, muss man erstmal 60 km "Staubstraße" fahren, also eine breite nicht asphaltierte Straße nur mit Sand und Steinen als Belag. Dort soll man 60 km/h fahren, sagen die Schilder. Ich hab gesehen, dass unser Tourguide auf der Hinfahrt 120 km/h fuhr...Denn ich saß vorne links auf dem Beifahrerseitz und konnte seinen Tacho sehen.
Nach dieser Gravel Road (so nennt sich das), muss man nochmal zehn km durch schlechtere Feldwege fahren, hüfttiefe Flüsse (na gut, einen) mit dem Auto durchqueren, riesige Löcher im Weg hinnehmen und Spaß daran haben, wie bescheuert durchgeschüttelt zu werden. Na ja, das gleiche gilt natürlich auch für den Weg zurück (gibt ja nur eine Straße), nur in umgekehrter Reihenfolge. An unserem Ziel angekommen, den Twin Falls (oder waren es die Jim Jim Falls? Ich bring die immer durcheinander...), stiegen wir in kleine Boote um, die von Rangern gesteuert wurden. Bis vor einem Jahr gab es an dieser Stelle noch einen Wasserpfad. Man musste damals etwa bauchhoch ins Wasser steigen und lief dann mitten im Wasser auf Holzbohlen mit einem Geländer an der Seite durchs Wasser zu einem Strand. BootsfahrtAber irgendwie war ihnen das nichtmehr sicher genug, nachdem in diesem Fluss wiederholt Salties gesichtet wurden und seitdem darf man sich nicht mehr diesem Abenteuer aussetzen (irgendwo ja auch schade) und wird mit dem Boot gefahren. Trotzdem kamen wir nach ein bisschen Laufen, ein bisschen Boot fahren und ein bisschen Felsen klettern zu einem wunderschönen Sandstrand und einem eher mickrigen Wasserfall (noch war Trockensaison für den Wasserfall, beeindruckend würde der erst wieder in der Regenzeit aussehen). Nach einigen Fotos und herumlaufen ging es den selben Weg wieder zurück und wir fuhren mit dem Auto zu den Jim Jim Falls (oder anders herum...du weißt schon...).
Hier nun gab es keine Bootsfahrt sondern eine sehr steinige und felsige Wanderung. Etwa sechs Kilometer gingen wir über Stock und Stein und freuten uns daran, dass uns wenig Leute entgegen kamen und wir scheinbar fast die Einzigen waren...noch. Am Ende erwartete uns eine ähnliche Szenerie wie eben schon, allerdings diesmal ohne Sandstrand, dafür mit glittschigen Felsen. Hier zogen wir uns um und schwammen ein paar Runden im erfrischend kühlen Wasser. Das soll man zwar nicht (man weiß nie, ob nicht doch Krokos kommen), aber es ist nicht ausdrücklich untersagt.
ich vor den Jim Jim FallsFast 3 Stunden später sind wir also wieder auf der Gravel Road angekommen (heißt sinnigerweise "Jim Jim Road") und zurückgebrettert. Zumindest fühlte sich die Geschwindigkeit nicht wirklich langsamer an, ich konnte es aber diesmal nicht sehen. Das dumme war nur, dass irgendwo auf den 60 km zurück ein sogenannter Grader arbeitete, dass ist ein Gerät, dass die großen Steine von der Straße schiebt und den Staub und Sand wieder etwas zusammendrückt und presst. Dafür standen dann kleine Hinweisschilder am Rand, dass da irgendwann so ein Grader kommt. Auf der Hinfahrt arbeitete das Teil irgendwo am Straßenrand, auf der Rückfahrt leider nicht. Da stand es etwa 200 bis 300 Meter hinter einer Kurve ziemlich genau in der Mitte der Piste. Noch dümmer, dass unser Tourguide immer noch mehr als 100 km/h fuhr und dieses riesige, gelbe zehn Tonnen Gefährt vor ihm nicht sieht. Ich habs von meinem Sitz hinten gesehen und mir gedacht, "Ja, wird der wohl links oder rechts dran vorbei fahren" und hab wieder hinten aus dem Fenster geguckt.
Tja, falsch gedacht. Hat er nicht. Er ist ungebremst drauf gebrettert. Etwa zwei Sekunden nachdem ich den Kopf gedreht hatte hats dann Rumms! gemacht und wir standen plötzlich. trockene WasserfälleKomischerweise habe ich keinen Schreien hören, war anfangs ziemlich still im Auto. Danach haben dann die, die laufen konnten, versucht auszusteigen. Das australische Mädel (heißt übrigens Tracey) und ich konnten bloß dummerweise die Beine nicht bewegen, ohne Schmerzen zu haben. Also haben wir uns irgendwie so hingesestzt, dass man sich nicht im Weg war und gewartet, zumal sonst scheinbar keiner wirklich schlimm verletzt war. Das japanische Mädchen war vorne eingeklemmt und ihre Tür ging nicht auf und bewusstlos war sie wohl auch kurz, hab ich aber nicht genau mitbekommen. Ich habe mir dann etwas verwundert Blut aus dem Gesicht gewischt, obwohl ich gar keine Schmerzen hatte. Habe dann festgestellt, dass das Blut in meinem Gesicht, ebenso wie das am Fenster, gar nicht von mir waren. Hat mich dann etwas beruhigt. Wir hatten Glück, dass 5 Minuten nach dem Unfall eine andere Tour entgegen kam, die natürlich gleich umgekehrt sind und Hilfe holen gefahren sind. Das dauert da draussen alles etwas, das nächste Haus war ne halbe Stunde weg.
Dementsprechend dauerte es dann auch ne Stunde, bis Hilfe kam. Solange war unser Tourguide Steve immer ums Auto gelaufen und hat versucht zu helfen und sich dabei mit dem Graderfahrer gestritten. In der Zwischenzeit habe ich festgestellt, dass mein T-Shirt irgendwie blutig war, obwohl ich annahm, ich hätte nichts (keine Schmerzen), ich dachte, das Bein wäre nur irgendwie verstaucht oder so... Na ja, bin ich dann mal nachgucken gegangen, wo das Blut herkam. Hätte ich es mal nicht getan. Direkt unter dem Bund der Unterhose und Schwimmshorts war ein kleines Loch (etwa einen halben Zentimeter im Durchmesser), wo Muskeln, Fleisch und vor allem Blut herauskamen. Als ich das erste Mal hingesehen habe, kam gleich ne kleine Fontäne raus und man hat mir dann schnell nen Pressverband improvisiert.
Nachdem dann Hilfe da war (wurden dann plötzlich ziemlich schnell, ziemlich viele Leute. Hotelangestellte, andere Tourgruppen, private Touristen, Feuerwehr, Krankenwagen) wurden wir alle in den Schatten, den eine Plane zwischen zwei Autos verursacht, gebracht (bedenke: es sind immer noch 37 Grad und es ist mittags um drei Uhr).
hier kann man schwimmenDa wurden wir dann sortiert und untersucht. Da meine Wunde immer kleine Fontänen verursachte, wenn jemand nachguckte, haben sie das schnell gelassen und ein französischer Tourist (der aber Deutsch konnte!) hat mir dann bestimmt zwei Stunden lang, da einen Verband auf die Wunde gedrückt während er sich mit mir unterhielt. Plötzlich war dann auch ein Deutscher Arzt da (frag nicht, wo der herkam) der mich untersucht und sogar später noch im Krankenhaus besucht hat. Vielen Dank dafür!
Nachdem wir dann etwa drei bis vier Stunden am staubigen Straßenrand rumgelegen haben, wurde dann entschieden, dass Tracey und ich die am schwersten Verletzten sind und damit als erste zum Flugzeug gefahren werden. Also rein in eine 4WD Ambulance (ich wusste nichtmal dass es Allradkrankenwagen gibt) und ne halbe Stunde zum Flugzeug gebrettert. Dann ins Flugzeug umgeladen worden (wo ich nur gerade so hereinpaste. Die Teile sind eindeutig nicht für Menschen über 1,90 m gebaut). Danach wieder ne halbe Stunde geflogen (war zwar nicht eingeplant, aber jetzt bin ich immerhin mal bei den Flying Doctors gewesen, was ich in Alice ja versäumt habe...) und danach ne halbe Stunde vom Flughafen zum Krankenhaus. Dort hat man mich dann geröntgt und festgestellt, dass mein Becken gebrochen ist. Genauer, es ist rechts etwas abgebrochen, an dem die Muskeln und Nerven für das rechte Bein hängen, deshalb die Schmerzen, wenn ich das bewegen will. Das muss man operieren, aber erst, wenn die Schwellung abgeklungen ist. Sicherheitshalber habe ich mir das nochmal von einem deutschen Arzt dort im Krankenhaus erklären lassen, aber ich hatte es schon vorher richtig verstanden.
das letzte FotoAlso habe ich 7 Tage liegend im Royal Darwin Hospital zugebracht. Ziemlich peinlich, wenn man einmal am Tag gedreht wird, um gewaschen zu werden, in Flaschen pinkeln muss und auch sonst nicht auf die Toilette kann, sondern alles im Bett machen muss. Nach einer Woche wurde ich dann zum Glück operiert und nach einem Ruhetag durfte ich dann das erste Mal aufstehen. Ein wahnsinnig tolles Gefühl! Zuerst musste ich dann mit so einer Gehilfe auf Rollen rumlaufen, nach einer Woche dann auf Krücken und das mache ich jetzt noch bis Donnerstag (oder soll ich machen). Aber inzwischen gehts auch ganz gut ohne Krücken, auch wenn ichs eigentlich nicht darf (der Aushilfsarzt hat mich gestern ohne erwischt und war ziemlich sauer). Blöd aber auch, wenn man grade duscht und der Kreislauf dass nach zwei Wochen liegen und Blutverlust noch nicht so hinbekommt und man dann einfach umfällt in der Dusche. Ich habe mir dann gedacht, setzt dich mal auf den Boden und wartest ein bisschen (vielleicht kommt ja wer und guckt nach dir). Als ich dann nach mehr als einer halben Stunde aus der Dusche rauskam, wurde ich von einer Schwester gefragt, wo ich denn so lang geblieben wäre. Nachdem ich ihr das dann erzählt und mich für die Hilfe der Schwestern bedankt habe, meinte sie nur: "Ach, du warst das. Wir haben uns schon gewundert, was da so einen Krach gemacht hat." Danach war man dann aber sehr besorgt um mich. Ist mir zum Glück nur einmal passiert, aber ein paar mal wars danach noch kurz davor, ich konnte mich dann aber noch schnell genug hinsetzen.
Inzwischen gehts mir aber ganz gut, ohne Kreislaufkollapse. Dazwischen musste natürlich noch ein Polizeibericht aufgenommen werden und endlos viel mit den verschiedenen Versicherungen gemacht werden.
Übrigens hat man die anderen sechs Touris, die noch im Krankenhaus waren nach allerspätestens zwei Wochen entlassen. ich - kaputtTracey kann zwar auch noch nicht laufen (soll sechs Wochen dauern), aber man fand, dass sie auch zu Hause oder bei Verwandten rumliegen könnte. Inzwischen kann sie auch auf Krücken laufen. Joa, und jetzt sitze ich hier seit dem 17. November nicht mehr im Krankenhaus sondern im Hostel und warte, dass ich aus Darwin endlich weg kann (wie gesagt: hier möchte man nicht tot begraben werden). Aber am Donnerstag muss ich noch zu ner Nachuntersuchung und dann kann ich am Samstag nach Brisbane fliegen (schon gebucht).
Es war sehr gut, dass mein Bruder mich für fünf Tage besuchen konnte (Versicherung zahlt ja), das hat es viel leichter gemacht, aus dem Krankenhaus in ein Hostel zu ziehen und generell außerhalb des Krankenhauses zu leben.
An einem Abend haben sich dann alle Beteiligten, die noch in Darwin waren (auf dem Foto von links nach rechts: Mein Bruder, das englische Paar Vicki und Malcolm (nicht drauf, hat das Foto gemacht), die Australier Sean und seine Freundin Tracey und ich) an der Wharf zum quatschen und Fish&Chips essen verabredet. Muss ein bisschen nach Krankenhaus auf Auslauf ausgesehen haben. verbliebene Opfer auf der WharfZwei Leute mit Krücken, einer mit Verband um die Schulter und der andere mit Riesenbeule am Kopf und humpelnd. Aber lustig wars schon. Ich hab zum Beispiel erfahren, dass sich Steve, der Tourguide, sich gleich nachdem er aus dem Krankenhaus kam, aus dem Staub gemacht hat und sich jetzt interstate aufhielte. Was auch immer ihm das helfen mag...
Es hat ganze zwei Wochen gedauert, bis es jemand von Kakadu Dreams geschafft hat, mir mein Gepäck aus dem Melalaeuca ins Krankenhaus zu bringen. Dafür wurde ich von Timo und Janelle sowie von Julia und Berit teils mehrmals besucht, was ich sehr nett fand. Alle anderen Patienten in meinem 4er Zimmer bekamen täglich manchmal ganze Heerscharen von Besuchern, da war ich froh, wenn ich einmal in der Woche Besuch bekam und dann die Angebote der Pfleger/innen ablehnen konnte. Die wollten nämlich schon Leute für mich mieten, damit ich auch mal Besuch bekomme. Dafür telefonierte ich täglich mit meinen Eltern, denen das wohl auch ganz gut tat. Die haben sich wahrscheinlich mehr Sorgen gemacht, als ich mir selbst. Nett fand ich es, dass uns am ersten oder zweiten Tag im Krankenhaus fast alle Reisegruppen, die uns beim Unfall geholfen hatten, besuchten. Das waren fast 30 Leute und ihre Reiseguides. Interessant waren auch immer die Geschichten, wegen derer die anderen Leute auf meinem Zimmer lagen. Zum Beispiel schaffen es leider wohl nur Aborigines sich dreimal vom gleichen Auto überfahren zu lassen. Andere fallen beim Dachdecken von Scheunen oder haben Rangierunfälle auf dem Parkplatz von UPS.

Aktuelle Entwicklungen zum Unfall [jetzt abgeschlossen]:
Kaputter Troop CarrierJetzt (im Juni 2005) geht es mir aber wieder gut, ich kann ohne Probleme laufen, habe aber immernoch zwei Platten und 20 Schrauben in mir. Wenn es so läuft wie geplant, kommen die wohl irgendwann Anfang 2006 raus. In den letzten Wochen scheint sich das Muskelgewebe im Becken aber sehr gefestigt zu haben, zumindest drückt es nicht mehr so stark, wenn ich jetzt auf der rechten Seite liege. Bis vor Kurzem tat das noch sehr weh. Vielleicht fühle ich dann auch wieder etwas im rechten Oberschenkel, denn dessen Nerven sind noch immer weitgehend infunktionabel und erholen sich nur sehr langsam. Man hat mir gesagt, das könne Jahre dauern, bis die nachwachsen. Momentan hab ich da halt manchmal ein stechendes Zucken, wenn sich die Nerven mal wieder melden. Aber sonst gehts mir gut!
Im Moment streite ich mich mit der australischen Versicherung darüber, wann ich wieso wieviel Geld bekommen soll und wer für eine Operation im nächsten Jahr die Kosten übernimmt. Die Versicherung will natürlich bis zum Abschluss der Behandlung (das wäre Ostern 2006 oder so, also irgendwann, wenn ich mal eine Woche Zeit habe, um mich im Krankenhaus unter das Messer legen zu können. Immerhin habe ich den Vorteil, mir die Zeit selbst aussuchen zu können. Bloß blöd, dass ich dann gleich mindestens eine ganze Woche im Krankenhaus verbringen muss.) kein Geld bezahlen.
Solange will ich aber eigentlich nicht warten, deshalb habe ich jetzt (Dezember 2005) zusammen mit dem australischen Pärchen einen australischen Rechtsanwalt eingeschaltet, der da mal etwas Druck bei der Versicherung machen soll. Was will man machen. Möchte man Schmerzensgeld bekommen, muss man vorher leiden *g*
Platten und SchraubenJetzt (April 2006) habe ich die OP hinter mir. Ende März habe ich mich für sechs Tage ins Krankenhaus gelegt und mir das gesamte Metall aus dem Becken entfernen lassen. Und bisher hat die australische Versicherung auch alles anstandslos gezahlt. Mal sehen, wie das jetzt weitergeht. Es ist aber schon ein gutes Gefühl, zu wissen, dass ich jetzt keinen Fremdkörper mehr im Becken stecken habe und ich endlich vollkommen problemlos auf der rechten Seite schlafen kann. Außerdem sieht die Narbe dieses Mal bedeutend besser aus als beim letzten Mal. Als sich der Assistenzarzt die angeguckt hatte, meinte er nur "Na, die sieht ja mal nicht so schön aus. Mal sehen, ob wir da ein bisschen was drumrum wegschneiden und das hinterher wieder schöner zu machen." Scheint geklappt zu haben. Bisher sieht's ganz ordentlich aus.
Im Moment (im April 2007) gibt's eigentlich nicht viel neues. Mein australischer Anwalt werkelt hoffentlich vor sich hin und meint, er hätte jetzt alles, was er braucht. Na, wollen wir mal sehen, was denn da irgendwann mal bei rausspringt. Ich bin gespannt.
Ende Juni 2007 bekam ich die höchst erfreuliche eMail meines Anwalts, dass der Fall nun vor Gericht verhandelt und abgeschlossen wurde. Von meiner der Forderung nach knapp A$ 100.000 blieben schlussendlich immer noch weit mehr als die Hälfte übrig - wo von nun noch das Honorar des Anwalts abgezogen wird.
Nur knapp drei Monate später am 22. September 2007 konnte ich dann einen wirklich sehr erfreulichen Geldeingang im deutlich 5 stelligen Euro-Bereich auf meinem Konto verbuchen, womit der Fall für mich endgültig erledigt ist. Lange genug hat's ja auch gedauert.

Übrigens: Der Fahrer des Wagens hat sich schuldig bekannt, mehr als 45km/h zu schnell und nachlässig gefahren zu sein. Er wurde verurteilt, bekam eine Geldstrafe und hat den Führerschein für 12 Monate verloren.

Als nächstes geht es dann für mich weiter per Flugzeug nach Brisbane an die Ostküste. Doch dazu mehr auf der nächsten Seite...


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