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Nachbemerkungen zum Reisebericht

"Wie war's so in Australien?" "Würdest du es wieder machen?"

Das sind so die Fragen, die man gestellt bekommt, wenn man dann wieder zurück kommt. Und meine eindeutige Antwort darauf ist: JA! Garantiert. (Was man ja schon allein daran sieht, dass ich im Frühjahr 2007 wieder in Australien war.)
Ich würde so eine Reise jedem empfehlen, der sich mit dem Gedanken trägt, so etwas zu tun. Natürlich lief nicht alles so, wie ich das geplant (geplant?) hatte nd es war auch nicht alles nur positiv. Aber ich sehe durchaus, dass ich mich durch meine Australienreise viel weiter entwickelt habe, als ich das zu Hause in der gleichen Zeit gekonnt hätte. Man wird selbstständiger (zwangsläufig) und entdeckt vollkommen neue Seiten an sich. Natürlich wird aus einem eher zurückhaltendem Menschen wie mir nicht gleich ein Partyhengst - ich halte mich nach wie vor für relativ zurückhaltend und Partys finde ich immer noch meistens doof, aber eben nicht mehr immer. Aber ich habe gesehen, wie einfach es sein kann, Anschluss zu finden und Gleichgesinnte zu treffen.
Früher hätte ich nie gedacht, dass ich so spontan reisen kann. Ich wüsste eigentlich immer gerne am Morgen nach dem Aufstehen, in welchem Bett/Hostel ich am Abend zu liegen komme. Aber in Australien kann man problemlos und spontan reisen, ohne sich um irgendwas kümmern zu müssen und die Welt geht trotzdem nicht unter. Natürlich plane ich auch heute noch gerne, aber ich habe gelernt, dass es auch anders geht und ich einfach in einen Bus/Zug/Flugzeug steigen kann, ohne zu wissen, wie ich am Ankunftsort wohnen werde und ich kann trotzdem sicher sein, dass sich was finden wird.

Zugegeben: Fruit-Picking ist wohl niemandes Traumjob auf Erden und ich hatte ja sicherlich ein paar Schwierigkeiten mit den Jobs, die ich in Mildura gemacht habe, trotzdem bin ich froh, dort gewesen und "gearbeitet" zu haben. Das sind Erfahrungen, die ich auf keinen Fall missen möchte. Mag die Arbeit noch so beschwerlich und anstrengend (ich hasse körperliche Arbeit!) und schlecht bezahlt gewesen sein; mag das Hostel heruntergewirtschaftet gewesen und die Manager nur auf Geld ausgewesen sein - ich hatte trotz allem Spaß, weil wir im Hostel eine Gruppe waren und irgendwie ja alle das gleiche wollten: Geld durch Arbeit und Spaß zum Ausgleich. Und: Ich würde wieder nach Mildura gehen!

Nicht zu letzt ist Australien natürlich einfach ein riesiges, ein großartiges Land. Ich behaupte, kein Land der Erde ist einfacher zu bereisen (trotz der riesigen Entfernungen) und mehr auf Backpacker ausgerichtet, als der 5. Kontinent. Das Land ist von atemberaubender Schönheit und Vielfältigkeit und niemand hat lange genug Zeit, um wirklich alle Sehenswürdigkeiten des Kontinents angemessen lange zu besuchen. Aber es wäre eindeutig einen Versuch wert. Man kann sich schließlich einfach nicht satt sehen, an den Regenwäldern, den Wüsten, den Bergen und Klippen und den malerischen Sandstränden, den Naturschauspielen und den vielen vielen einzigartigen Tieren, die sich in dem Land tummeln.

Ein paar Dinge würde ich aber anders machen, wenn ich jetzt die Wahl hätte. Zum Beispiel würde ich die Reise heute auf jeden Fall ohne eine Organisation machen. Die bringen einfach nichts, leisten nichts, was ich nicht auch selbst machen könnte, und kosten dabei viel zu viel Geld. Das einzige, was Organisationen geben, ist ein Gefühl der Sicherheit und dafür kann man sich das Geld wirklich sparen - besonders weil es eben ein Gefühl ist. Eine wirkliche Leistung leitet sich daraus nicht ab. Mit gewissenhafter Vorbereitung von zu Hause aus (zum Beispiel im Internet) kann man sich so viel mehr Infos holen, als eine Orga je könnte. Bei den meisten der angepriesenen "Leistungen" (die einem am Anfang als gut und lohnenswert erschienen) ärgert man sich hinterher, dafür auch noch bezahlt zu haben, obwohl man es doch genauso gut und schnell hätte selbst machen können, denn in Australien ist wirklich alles total einfach - auch wenn man es anfangs nicht glauben kann.
Auch den Sprachurs ganz am Anfang meiner Reise würde ich heute wohl weglassen. Erstens kommt man auch mit Schulenglisch weit genug in Australien. Die Australier sind freundlich und helfen gern, auch wenns mit der Sprache noch etwas hapert. Zwar war der Kurs gut, um in den ersten Wochen eine Struktur im Tag zu haben, sich einzuleben, "normales" Leben in Australien mitzubekommen und Leute kennenzulernen. Versteht mich nicht falsch, meine Gastfamilie war vollkommen okay und ich war zufrieden dort, aber fachlich hat mir der Sprachkurs leider zu wenig gebracht um den hohen Preis zu rechtfertigen. Natürlich habe ich Dinge gelernt, aber wenn der Kurs auf Asiaten ausgelegt ist, die wenig Englisch können, sind Mitteleuropäaer nun mal etwas unterfordert, wenn sie schon perfides Schulenglisch sprechen. Aber gut, wäre ich nicht im Sprachkurs gewesen, hätte ich interessante Leute nicht kennengelernt, zu denen ich heute noch Kontakt habe und manche wissenswerte Dinge nie erfahren.
Auch auf den Unfall in Darwin und ein gebrochenes Becken hätte ich gerne verzichten können, schließlich verlor ich dadurch gute 5 Wochen meiner Reise. Aber selbst das wiegt jetzt im Nachhinein nicht so schwer, als dass ich das als Minuspunkt sehen würde. Dadurch habe ich neue Erfahrungen gemacht (Wer kann schon behaupten, die Royal Flying Docotors mal selbst ausprobiert zu haben?) und eine interessante Zeit im Krankenhaus verlebt. Und da heute ja gesundheitlich alles wieder bestens ist, kann ich das einfach als Episode in meinem Leben abheften.

Alles in allem bin ich mordsmäßig froh, in Australien gewesen zu sein, und es genau so gemacht zu haben. Soviele tolle Erfahrungen wie dort, werde ich in so kurzer Zeit wohl nie wieder in meinem Leben machen können.
Also: Traut euch! Es ist wirklich nicht schwer!

Soweit meine Berichte. Vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, dir haben sie gefallen und du hast Neues erfahren können. Ich freue mich über deine Meinung zur Seite, zu Australien und was du so planst. Und ich lese gern in den Erfahrungsberichten andere. Wenn du also nach Australien fährst, schick mir deine Berichte oder einen Link zu deiner Seite. Oder hast du noch Fragen zu einer Australienreise? Schreib mir eine eMail an moritz@australienberichte.de und ich werde versuchen dir zu helfen.

Moritz Giebel, im April 2007 (ja, mit den Nachbemerkungen hab ich mir laaange Zeit gelassen)

 
Kuala Lumpur